Nemesis – Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit

Nemesis (Νέμεσις) war die antike griechische Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit und der göttlichen Vergeltung. Als solche verhängte sie Strafen für böse Taten, unverdientes Glück und Hybris.

Sie wurde auch Adrasteia (Ἀδράστεια) genannt, was „die Unausweichliche“ bedeutet, oder Rhamnusia, in Anerkennung ihres berühmten Tempels in der Stadt Rhamnous.

Ihr römisches Gegenstück war Invidia, die Göttin der Eifersucht und der Rache.

Der Ursprung der Nemesis

Die Quellen nennen durchweg Nyx (Νύξ), die Göttin der Nacht, als Mutter von Nemesis. Sie sind sich aber nicht einig über ihren Vater.

Zeus (Ζεύς), Okeanos (Ὠκεανός) und Erebos (Ἔρεβος) wurden alle in verschiedenen Quellen als ihr Vater genannt. Andere Quellen wiederum behaupteten, sie habe überhaupt keinen Vater.

Auch bei den Kindern der Nemesis sind die Quellen uneinheitlich.

Einige Quellen behaupteten, Leda (Λήδα) sei die Mutter von Helena (Ἑλένη) von Troja und ihrer Zwillingsschwester Klytaimnestra (Κλυταιμνήστρα), während andere Quellen Nemesis als ihre Mutter nannten.

Die Zwillinge Kastor (Κάστωρ) und Pollux bzw. Polydeukes (Πολυδεύκης) wurden ebenfalls manchmal als Söhne von Leda und manchmal als Söhne von Nemesis beschrieben.

Nemesis und Zeus

In den Mythen, in denen Nemesis als Mutter der beiden Zwillingspaare genannt wurde, wurde sie von Zeus verfolgt.

Um den unerwünschten Blicken des Zeus zu entgehen, verwandelte sie sich in eine Gans. Unbeeindruckt davon verwandelte sich Zeus in einen Schwan, fing Nemesis und befruchtete sie.

Sie legte daraufhin zwei Eier, von denen jedes ein Paar Zwillinge enthielt. Einige Quellen berichten, dass eines oder beide Eier an Leda weitergegeben wurden, die die Kinder ausbrütete und als ihre eigenen aufzog.

Nemesis und Narziss

Über die Rolle der Nemesis im griechischen Pantheon, das sich oft mit Herzensangelegenheiten befasste, waren die Quellen weniger widersprüchlich.

Als Nemesis sah, wie der schöne Jäger Narziss (Νάρκισσος) seine Bewunderer mit Verachtung behandelte, lockte sie ihn zu einem Teich. In diesem sah er sein eigenes Spiegelbild und verliebte sich in dieses.

Daraufhin verkümmerte er schließlich und starb, weil er sich nicht mehr von seiner eigenen Schönheit abwenden konnte.

Darstellungen der Nemesis

Als Hüterin der Gerechtigkeit wurde Nemesis oft mit einem Schwert und einer Waage dargestellt.

Sie wurde aber auch mit einer Peitsche, einer Messlatte, einem Dolch, einem Zaumzeug, einer Geißel und mit Flügeln dargestellt. Manchmal sieht man sie auch mit einem von einem Greif gezogenen Wagen.