Selene (Σελήνη), die Göttin des Mondes, repräsentierte für die Griechen tatsächlich den Mond selbst.
Obwohl sie als eigenständige Göttin gilt, wird Selene oft mit der Jagdgöttin Artemis (Ἄρτεμις) in Verbindung gebracht, die ebenfalls eine Mondgöttin ist. Diese beiden Göttinnen werden auch mit Hekate (Ἑκάτη), der Göttin der Magie, gleichgesetzt.
Selene ist eine Titanin. Die Titanen waren die göttlichen Wesen, die den olympischen Göttern und Göttinnen vorausgingen. Die ersten dieser göttlichen Wesen entstanden aus der Urwelt und hießen ursprünglich Gaia (Γαῖα), die Erde, und Uranos (Οὐρανός), der Himmel.
Der Ursprung der Selene
Zu der ersten Generation der Titanen gehörten 12 Götter, unter anderem Phoibe (Φοίβη), Themis (Θέμις), Okeanos (Ὠκεανός) und Kreios (Κρεῖος).
Einige der Geschichten über diese Götter und Göttinnen könnten aus Kulturen wie Mesopotamien, dem alten Ägypten und Persien übernommen worden sein.
Selene war jedoch nicht direkt mit Uranos und Gaia verwandt. Vielmehr war sie das Kind der Titanin Theia (Θεία) und des Titanen Hyperion (Ὑπερίων).
Eos (Ἠώς), die Göttin der Morgenröte, und Helios (Ἥλιος), der Gott der Sonne, waren Selenes Geschwister.
Unterschiede zwischen Selene und den anderen Mondgöttinnen
Auch wenn die alten Griechen Hekate und Artemis zu den Mondgöttinnen zählten, war nur Selene der Mond selbst. Ihr wird nachgesagt, dass sie den Mondwagen gelenkt hat.
Dieses himmlische Gefährt erhielt seine Kraft von weißen Pferden. Es fuhr über den Himmel und versorgte die Nacht mit seinem Licht.
Die Mondgöttin liebte einen sterblichen Mann namens Endymion (Ἐνδυμίων). Es heißt, dass Selene ihn beobachtete, während er neben seinem Vieh schlief.
Einigen Legenden zufolge hatte das Paar 50 Töchter. Einem Bericht zufolge sind Endymion und Selene sogar die Eltern von Narziss (Νάρκισσος), dem Jäger der Antike, der sich in seine eigene Schönheit verguckt hatte.
Selene’s Affäre mit Zeus
Obwohl sie meist mit Endymion in Verbindung gebracht wird, gibt es auch Berichte über eine Affäre von Selene mit dem Göttervater Zeus (Ζεύς).
Einigen Nacherzählungen der Legende zufolge hatte dieses Paar auch einige Kinder. In anderen Geschichten heißt es, dass es Zeus selbst war, der Endymion Unsterblichkeit verlieh.
Dieser göttliche Zaubertrick machte Endymion für immer jung. Allerdings hatte dies seinen Preis. Endymion wurde von Zeus vor die Wahl gestellt, wann er sterben würde.
Der Sterbliche entschied sich für den ewigen Schlaf und erhielt so seine Jugend, die er jedoch nicht genießen konnte. Selene besuchte Endymion jede Nacht in seiner Ruhestätte am Berg Latmos.
Titanen, Schamanen und Mysterienreligionen
Gelehrte, die sich mit den Titanen beschäftigen, sagen, dass einige der Rituale und Geschichten, die mit Göttern und Göttinnen wie Selene in Verbindung gebracht werden, zur Unterstützung antiker schamanistischer Praktiken dienten.
Als Selenes griechische Identität sich in die römische verwandelte, wurde Selene zu Luna.
Obwohl einige Legenden besagen, dass sie ebenso wie Hekate und Proserpina dreifaltige Göttinnen waren, war dies nicht unbedingt der Fall. Vielmehr wurden die Identitäten dieser Göttinnen im Laufe der Zeit eins.
Selene war die Mondgöttin. Als solche wurde sie als eine der wichtigsten Gottheiten für die Landwirtschaft verehrt. Als römische Luna erhielt sie sogar einen Tempel auf dem Palatinhügel.
Ein Mysterienkult zur Verehrung von Luna bzw. Selene entstand. Dies spricht für die Annahme, dass die Geschichten von Göttinnen wie Luna oder Selene Teil der antiken schamanistischen Rituale des täglichen Lebens waren.
Diese Rituale begannen zunächst in Familien und Clans und wurden dann von der Gesellschaft selbst übernommen, bis sie in den Stadtstaaten der antiken Welt landesweit zelebriert wurden.
Der Zweck von Mysterienkulten
Mysterienkulte in der antiken Welt sind von einem Hauch von Geheimhaltung geprägt. Einigen Gelehrten zufolge existierten diese religiösen Kulte, damit die Menschen Geburts- und Todesrituale durchführen konnten.
Außerdem ist zu beachten, dass Selene manchmal mit Artemis bzw. der römischen Variante Diana zu ein und derselben Göttin verschmilzt.
In dieser Form wird sie dann auch zur Göttin der Jagd. Aber auch als Jagdgöttin ist sie immer noch und immer wieder eine Mondgöttin.
Darstellungen der Selene
Selene wurde in der antiken Kunst meist mit einem Mondsichelsymbol dargestellt. Meist wird sie auf Pferden reitend gezeigt, in einigen Darstellungen fährt sie auch ein Ochsengespann. In diesem Fall wird ihre Mondsichel aus den Hörnern des Stiers geformt.