Lachesis (Λάχεσις) war die mittlere der drei Schicksalsgöttinnen, der Moiren (Μοῖραι). Die Moiren waren Schwestern, die als Göttinnen des Schicksals und der Vorsehung, die über das Leben jedes Menschen von der Geburt bis zum Tod entschieden.
Lachesis‘ Aufgabe war es, zu entscheiden, welche Art von Leben jeder Sterbliche führen würde und wie lange er leben sollte. Sie wurde gewöhnlich in weißer Kleidung dargestellt.
Die drei Moiren
Auf die Rolle der drei Schicksalsgöttinnen wurde oft mit der Metapher des Spinnens von Fäden angespielt.
Klotho (Κλωθώ), die jüngste der Moiren, spinnt die Fäden und bestimmt somit Zeitpunkt und Umstände deer Geburt.
Lachesis misst und prüft den Faden und legt somit die Länge und Qualität des Lebens jedes Menschen fest.
Atropos (Ἄτροπος), die älteste der Moiren, zerschneidet schließlich den Faden und legt somit Zeitpunkt und Art des Todes fest.
Die Aufgaben der Lachesis
Lachesis‘ Rolle beim Abmessen des Fadens bedeutete, dass sie tatsächlich entschied, wie lange jeder Sterbliche zu leben hatte.
Ihre Aufgabe, den Faden zu prüfen, bedeutete auch, dass sie über viele der Dinge entschied, die die Sterblichen während ihres Lebens tun durften.
Es hieß, dass Lachesis drei Tage nach der Geburt eines Kindes über dessen Schicksal entscheiden würde, um seinen Lebensweg vorherzubestimmen.
Einige Geschichten besagen, dass Lachesis den Seelen erschien, die gerade gestorben waren. Sie präsentierte ihnen eine Reihe neuer Leben, aus denen sie wählen konnten.
Einige Leben waren menschliche Leben, andere tierische Leben. Sobald eine tote Seele ihr Los gewählt hatte, schickte Lachesis sie zur Reinkarnation in das neue Leben, das sie gewählt hatte.
Obwohl die olympischen Götter wie Zeus (Ζεύς), Hades (Ἅιδης) und Demeter (Δημήτηρ) als die mächtigsten Götter galten, hatten selbst sie keinen Einfluss auf die Schicksale der Sterblichen.
Nur die Schicksalsgöttinnen selbst konnten das Schicksal jedes Menschen kontrollieren. Die anderen Götter waren lediglich die Vollstrecker der Schicksale, die die Schicksalsgöttinnen vorherbestimmt hatten.
Der Ursprung der Moiren
Es gibt je nach Quelle widersprüchliche Angaben darüber, wer die Eltern der drei Schicksalsgöttinnen sind.
In einigen Geschichten heißt es, die drei Schicksalsgöttinnen seien die Töchter von Erebos (Ἔρεβος), der personifizierten Finsternis, und Nyx (Νύξ), der personifizierten Nacht.
Andere Quellen behaupten jedoch, sie seien die Kinder von Zeus und Themis (Θέμις), einer Titanin. Themis war die Göttin der Ordnung und der Gerechtigkeit.
Nach Platon sind die Moiren jedoch die Kinder der Ananke (Ἀνάγκη), der Göttin des Schicksals im Allgemeinen.
Die Moiren haben viele Geschwister, von denen einige ebenfalls mit schicksalhaften Entwicklungen zu tun haben.
So ist ihr Bruder Moros (Μόρος) beispielsweise der Gott des Verhängnisses und des Untergangs. Ihr Bruder Thanatos (Θάνατος) wiederum ist der Gott des Todes.