Kalliope – Muse der Dichtung

Die griechische Muse und Göttin Kalliope (Καλλιόπη) war sehr wortgewandt. Sie war sogar so wortgewandt und poetisch, dass sie von Hesiod (Ἡσίοδος) und Ovid hoch geschätzt wurde. Von allen Musen galt sie als die Weiseste.

In der Neuzeit sieht man die Göttin als Schriftstellerin mit einer Tafel, einer Papierrolle oder einem Buch in der Hand dargestellt.

Gelegentlich wird auch ihre Rolle als Mutter hervorgehoben, wenn sie mit ihren Kindern Orpheus (Ὀρφεύς) und Linos (Λίνος) gezeigt wird. Andere Künstler zeichnen und malen sie mit einer goldenen Krone auf dem Kopf.

Als die älteste der Musen hatte sie Einfluss. Schöpferisch begabte Menschen riefen sie an, um sie um Inspiration und Leitung bei ihrer Arbeit zu bitten, was sie auch regelmäßig tat.

Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt war, sich zu verlieben, kümmerte sie sich auch um Musik, Gesang und Tanz.

Kalliope und die neun Musen

Kalliope war eine von insgesamt neun Musen. Die Eltern der Musen waren Zeus (Ζεύς) und Mnemosyne (Μνημοσύνη), die Göttin der Erinnerung.

Ihre Schwestern waren Klio (Κλειώ), Thalia (Θάλεια), Melpomene (Μελπομένη), Polyhymnia (Πολυύμνια), Euterpe (Εὐτέρπη), Erato (Ἐρατώ), Terpsichore (Τερψιχόρη) und Urania (Οὐρανία).

Jede der Schwestern hatte ihren eigenen Bereich im Rahmen der Künste, für den sie verantwortlich war. Die waren nicht nur die Schutzgöttinnen der Künste, sondern gaben den Menschen auch die Inspiration.

Das Liebesleben und Familienleben der Kalliope

Kalliope hatte zwei Kinder mit König Oiagros (Οἴαγρος) von Thrakien, wobei einige Quellen auch den Gott Apollon (Ἀπόλλων) als Vater nennen.

Der Barde Orpheus ist das berühmteste Kind der griechischen Muse. Er wurde von den Mänaden (Μαινάδες), fanatischen Anhängern des Dionysos (Διόνυσος), ermordet, und Kalliope war am Boden zerstört.

Die Insel Lesbos wurde ihrem Sohn gewidmet, der ebenfalls über Jahrhunderte hinweg in der Literatur erwähnt wurde, unter anderem in der berühmten Sage von Orpheus und Eurydike (Εὐρυδίκη).

Ihr anderer Sohn, Linos, ist weniger bekannt. Je nach Quelle war dieser der Musiklehrer oder der Schreiblehrer des Herakles (Ἡρακλῆς). In den Geschichten, die ihn als Schreiblehrer nennen, war er auch der Erfinder der Buchstaben.

Linos wurde, je nach Quelle, entweder von Apollon oder von Herakles getötet. Apollon wird als Täter genannt, weil Linos sein Gesangstalent mit dem des Apollon verglich.

Herakles wiederum soll ihn im Zorn erschlagen haben, als dieser ihn während des Unterrichts zu Unrecht bestrafte.

Von Kalliope inspirierte Literatur

Kalliope inspirierte viele berühmte Werke der Literatur und wurde darin erwähnt. Es heißt, dass sie die Muse für die Ilias (Ἰλιάς) und die Odyssee (Ὀδύσσεια) war.

Obwohl es nicht bewiesen ist, glauben viele Menschen, dass sie Homer (Ὅμηρος) zu seinen Werken inspiriert hat.

Die griechische Göttin soll auch in Vergils Dichtung eine Rolle spielen. In der Aeneis wird sie angerufen.

Kalliope wird auch in Dantes Göttlicher Komödie erwähnt, wo tote Poesie dank der Göttin und ihrer Inspirationsfähigkeit zu neuem Leben erweckt wird.

Von Kalliope inspirierte Kunstwerke

Die Göttin inspirierte auch verschiedene Künstler über die Jahrtausende zu ihren Kunstwerken.

Ihr Bild ist beispielsweise auf der Françoisvase zu sehen, einem wunderschönen Kunstwerk, das der Töpfer Ergotimos (Ἐργότιμος) um 570 v. Chr. schuf.

Die Vase befindet sich heute im Museo Archeologico Nazionale in Florenz in Italien, wo sie von neuen Generationen kreativer Menschen gesehen und geschätzt wird.

Der französische Maler Simon Vouet malte Kalliope im 17. Jahrhundert mit einer Ausgabe der Odyssee, was ihre starke Verbundenheit zu dem Werk zum Ausdruck bringt.